
Das Pferd war ein Star.
Es konnte addieren, subtrahieren und sogar auf deutsche Fragen richtig antworten. Es hieß „Der kluge Hans“ und sorgte in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts für Furore. Die New York Times berichtete über das kluge Pferd im Jahr 1904 und machte den „Clever Hans“ auch in den USA berühmt.
„Der kluge Hans“ klopfte mit seinen Hufen auf den Boden und gab damit korrekte Antworten auf mathematische Fragen.
Menschen dachten zuerst, es sei ein Trick – doch niemand konnte ihn finden.
Selbst als Wilhelm van Osten, der Besitzer und Trainer des Pferdes, nicht anwesend war, beantwortete der Kluge Hans die Fragen richtig. Es gab also keine geheime Zeichensprache des Besitzers. Immer mehr Menschen begannen zu glauben, dass das Pferd tatsächlich Sprache und Mathe verstehen könne.
Doch dann passierte etwas Seltsames.
Stellte man dem Klugen Hans hinter eine Leinwand, beantwortete er die Fragen falsch. Auch in allen anderen Fällen, in denen er den Fragesteller nicht sehen konnte, war das Pferd ahnungslos. Und auch wenn der Fragesteller die Antwort selbst nicht wusste, wusste sie Hans auch nicht.
Damit kam man der Lösung näher.
Schließlich fand Oskar Pfungst heraus, dass Hans keine Ahnung von Mathe und Sprache hatte, sondern einfach nur eins tat:
Die Körpersprache des Fragestellers lesen.
Während der Kluge Hans mit seinen Hufen auf den Boden klopfte, beobachtete er sein Gegenüber mit mehr Feingefühl als ein Pokerspieler.
Wenn das Pferd bei der richtigen Zahl ankam, gaben Fragesteller immer unbewusste Zeichen. Viele neigten ihren Kopf leicht zur Seite. Andere zeigten dies durch ihr Gesicht. Diese Zeichen konnte Hans lesen und hörte dann auf zu klopfen.
Das erklärte auch, warum das Pferd falsch lag, wenn der Fragesteller die Antwort selbst nicht kannte. Der Fragende konnte nämlich keinen mimischen Hinweis geben.
Das Geheimnis von Hans war gelüftet: Das Pferd entsprach einfach den Erwartungen seines Gegenübers.
Dieser Effekt heißt deshalb Kluger-Hans-Effekt.
(Fun Fact: Dieser Effekt wurde im Jahr 2022 durch künstliche Intelligenz nachgebaut. So kann KI anhand deiner Körpersprache die Zahl erraten, an die du gerade denkst.)
Er funktioniert so:
Mit welcher Erwartung du an eine Sache rangehst, so wird sie sich auch entwickeln.
1963 bewiesen dies Rosentahl und Fode durch ein Experiment mit Ratten. Sie gaben ihren Studenten zwei Gruppen von Ratten. Eine Gruppe sei angeblich besonders intelligent, die andere Gruppe von Ratten sei angeblich ziemlich dumm.
Dabei stimmte das gar nicht. Die Ratten waren nach dem Zufallsprinzip einfach aufgeteilt worden.
Doch das Ergebnis war eindeutig: Die Ratten, die als intelligent bezeichnet worden waren, lösten „Ratenrätsel“ viel schneller und besser als die angeblich dummen Ratten.
Warum?
Weil die Studenten sie entsprechend behandelt hatten. Die Studenten mit den intelligenten Ratten hatten ihre Gruppe viel besser trainiert und vorbereitet.
Was heißt das für dich?
Erstens: Pass auf, dass du nicht in der Gruppe der „hoffnungslosen Fälle“ landest. Sei es in der Schule, in der Uni oder auf der Arbeit. Du wirst entsprechend behandelt werden und in einer Abwärtsspirale landen, aus der du nur schwer rauskommen wirst.
Zweitens: Wenn du eine neue Sache beginnst, bestimmen deine Erwartungen über den Erfolg.
Ob du denkst, du kannst es oder du kannst es nicht – in beiden Fällen hast du Recht.
Henry Ford
Wenn du ein Team führst – im Sport oder auf der Arbeit – dann denke nicht, dass dein Team nur aus „faulen Idioten“ besteht.
Denn am Ende wirst du genau das haben: Ein Team aus faulen Idioten.
Wenn du ein Projekt beginnst – wie ein Buch schreiben – dass du in deinem Kopf „sowieso nicht schaffen“ wirst, dann wirst du Recht behalten. Du wirst es nicht schaffen.
Wenn du von deinen Mitarbeitern denkst, dass sie keine Ahnung haben, dann werden sie deinen Erwartungen entsprechen und am Ende ahnungslos ihre Zeit tot schlagen.
Dieser Effekt ist auch bekannt als Pygmalion Effekt.
Dem Mythos nach verliebte sich der Bildhauer Pygmalion in seine Statue und behandelte sie wie einen Menschen. Aphrodite verwandelte die Statue anschließend in eine echte Frau.
Sprich: So wie du die Dinge und Menschen behandelst, so entwickeln sie sich auch.
Der Pygmalion Effekt ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Also pass auf.
Dass niemand etwas Negatives in dein Leben prophezeit – „du bist dumm und unfähig.“
Und dass du die richtigen Dinge in dein Leben prophezeist – „das ist eine tolle Idee, sie wird funktionieren.“
In beiden Fällen werden die Prophezeiungen wahr werden.
Der Pygmalion Effekt ist real – ob es dir gefällt oder nicht.
Die Frage ist nur:
Welche Prophezeiungen hast du fürs Leben, für andere und für dich selbst?
Sie könnten wahr werden.
Dein Walter
PS
Diese Serie an Artikeln schreibe ich für meinen Sohn.
Damit er ein Mann wird.
Vielleicht lernst du auch etwas.
Hier sind die restlichen Artikel der Serie:
Teil 1: Wie du nicht der Sklave anderer Menschen wirst
Teil 2: Warum der Mensch manchmal das dümmste Wesen auf der Erde ist
Teil 3: Wie du ein reicher Mann wirst
Teil 4: Sei du selbst – ist totaler Bullsh!t
Teil 5: Wie du deine Frau fürs Leben findest
Teil 6: Wie du Selbstvertrauen aufbaust
Teil 7: Die Antwort auf: „Wer bin ich?“
Teil 8: Wie du einen Streit löst wie ein Mann
Teil 9: Wie du dich nicht zum Affen machst und erfolgreich wirst
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