
Im amazonischen Regenwald gibt es ein interessantes Phänomen.
Und zwar gibt es in diesem Urwald ganze 16.000 verschiedene Baumsorten, doch 227 Sorten dominieren den Regenwald.
Warum ist das so?
Warum wachsen nicht alle Baumsorten gleich oft? Wieso verteilt die Natur ihre Ressourcen so ungerecht?
Aus einem einfachen Grund:
Stell dir vor, zwei Bäume wachsen nebeneinander. Der erste Baum wächst allerdings 1 Prozent schneller als der andere. Nach nur wenigen Jahren ist der erste Baum nur ein wenig höher als der zweite und bekommt deshalb mehr Sonnenlicht ab.
Mit diesem zusätzlichen Sonnenlicht wächst er nicht nur 1 Prozent schneller, sondern zwei Prozent.
Der Abstand zum zweiten Baum vergrößert sich also noch mehr.
Jedes Jahr wächst der erste Baum schneller und raubt dem zweiten Baum immer mehr Sonnenlicht – bis der zweite Baum komplett im Schatten des ersten steht und dann stirbt.
So hat der Vorsprung von nur einem Prozent am Anfang dazu geführt, dass der zweite Baum komplett ausstirbt.
Wissenschaftler nennen dieses Konzept „akkumulierter Vorteil“. Sprich: Ein Vorteil, der sich immer weiter ausbaut.
Das absolut unfaire Januar-Kind-Phänomen
Dieses Muster, dass ein kleiner Vorsprung dazu führt, dass der Gewinner am Ende alles bekommt und der Verlierer gar nichts, findet man nicht nur in der Natur, sondern auch im Sport.
So beschreibt Malcolm Gladwell in seinem Buch „Outliers„* das interessante Phänomen, dass fast alle Elite-Hockey-Spieler in Kanada in den Monaten Januar, Februar und März geboren sind.
Ein Dezember-Kind sucht man vergeblich.
Warum?
Schauen wir uns die Liga für 5-jährige Jungs an:
Die Hockey-Turniere werden nach Jahrgängen ausgerichtet. Ein Januar-Kind spielt also gegen ein Dezember-Kind aus dem selben Jahrgang.
Doch wenn das Turnier im Dezember stattfindet, dann ist das Januar-Kind (kurz vor seinem 6. Geburtstag) zu diesem Zeitpunkt fast 12 Monate älter als das Dezember-Kind, das gerade fünf Jahre alt geworden ist.
Diese 10 bis 12 Monate, die die Januar-, Februar- und März-Kinder älter sind, machen einen großen Unterschied. Immerhin sind 12 Monate ganze 20 Prozent des gesamten Lebens eines Fünfjährigen.
Und so spielen die Januar-Kinder natürlich besser, bekommen dann mehr Aufmerksamkeit und damit einen besseren Verein. Damit einen besseren Trainer und mehr Förderung.
Und so wird der Vorsprung, der nur durch wenige Monate entstand, weiter ausgebaut zu einem riesigen Vorsprung, der dazu führt, dass es im Profi-Hockey überwiegend nur Januar-, Februar- und März-Kinder gibt.
Ziemlich unfair, oder?
Der allgegenwärtige Matthäus-Effekt
Dieses Phänomen nennt man den „Matthäus-Effekt„. Angelehnt an die Bibelstelle aus dem Matthäus-Evangelium:
Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.
Matthäus 25:29
Die Bibelstelle klingt ziemlich unfair, oder?
Ob es nun fair ist oder nicht – es ist die Realität.
Natürlich kann man lange darüber reden, wie die Welt sein sollte. Man kann darüber weinen, dass es keine Schwerkraft geben sollte. Und keine Armut. Und kein Windows.
Und doch gibt es all dies.
Und anstatt in einer „Was wäre wenn“-Welt zu leben und im Traumtanz zu versinken, akzeptiere ich die Tatsachen und mache das Beste daraus.
Anstatt sich die Schwerkraft wegzuwünschen, kann man einen Hubschrauber bauen.
Anstatt sich die Armut wegzuwünschen, kann man Schulen in Afrika unterstützen.
Ich habe vor etwa 16 Jahren folgenden Satz gehört, der mir nicht aus dem Kopf geht:
„Du kannst die 80-20-Regel nicht abschaffen. Aber du kannst dich entscheiden, zu den 20 Prozent zu gehören.“
Und das ist seitdem mein Ansatz im Leben, um meine Ziele zu erreichen.
# Lesetipp: Hier findest du weitere 99 inspirierende Lebensweisheiten.
Ich denke nicht in „Was wäre, wenn…“, sondern in „Was ist“ und „Wie kann ich das Beste daraus machen?“
Deshalb werde ich nicht herumheulen, wie unfair dieser Matthäus-Effekt ist. Er ist nunmal da.
Ich frage mich:
Wie mache ich das beste aus diesem Effekt?
Und wie kannst du dieses Naturgesetz in deinem Leben zu deinen Gunsten nutzen?
Der unscheinbare Trick extrem erfolgreicher Menschen
Um den Matthäus-Effekt für sich zu nutzen, muss man eigentlich nur eine Sache umsetzen:
Die 1-Prozent-Regel.
Sie besagt:
Du musst nur 1 % besser sein.
Erinnerst du dich an das Beispiel mit dem Regenwald? Es reicht, wenn der Baum nur ein Prozent schneller wächst. Es reicht, wenn ein Sprinter nur 1 Prozent schneller läuft. Es reicht, wenn man nur ein Prozent schlauer ist.
Viele Menschen denken, dass Erfolg aus großen und übermenschlichen Taten besteht. Doch die 1-Prozent-Regel zeigt, dass Erfolg aus kleinen, richtigen Handlungen, die täglich wiederholt werden, besteht.
Wenn man sich das Leben erfolgreicher Menschen anschaut, dann entdeckt man selten bombastische Handlungen oder übermenschliche Heldentaten. Vielmehr haben diese Menschen eine Routine, die sie tagein, tagaus wiederholen.
Jeden.
Tag.
Und so werden sie täglich besser als gestern. So sind sie mindestens ein Prozent besser als die Konkurrenz und bekommen nach einigen Jahren dann den gesamten Preis – obwohl sie zu Beginn nur ein bisschen besser waren.
Was heißt das für dich?
Halte dich an die 1-Prozent-Regel.
Versuch, täglich ein bisschen besser zu werden. Hör auf, auf große Sprünge oder 3-Tages-Challenges zu hoffen. Du musst nicht in 30 Tagen 50 Kilo abnehmen. Du musst nicht in 30 Tagen 10.000 Euro verdienen. Du musst nicht doppelt so schnell sein wie alle anderen – nur einen Schritt voraus.
Aus diesem Schritt werden später Kilometer.
Richte heute dein Leben aus
Wenn ein Schiff zu Beginn seiner Reise nur um einen Prozentpunkt falsch startet, dann landet es kilometerweit vom eigentlichen Ziel entfernt. Weil sich kleine Fehler genauso anhäufen wie kleine Erfolge.
Je früher du kleine Erfolge hast, desto mehr kleine Erfolge wirst du haben. Das ist der Grund, warum die Reichen immer reicher werden – und die Armen immer ärmer.
Warte deshalb nicht auf morgen.
Fang heute an, besser zu werden.
Nach 10 Jahren wirst du dann zurückblicken und dich wundern, wie du es so weit geschafft hast.
Die Antwort ist einfach: Es war der Matthäus-Effekt.
Ich habe vor 7 Jahren meinen Blog Schreibsuchti gestartet, von dem ich heute sehr gut leben kann und damit meinen Traum lebe.
Ich war nicht sofort der Beste und Größte. Aber ich wurde jeden Tag ein bisschen besser und größer. Und heute gehört mein Blog zu den oberen 1 Prozent.
Unterschätze deshalb den Matthäus-Effekt nicht. Nutze ihn.
Lebe lebendig,
Dein Walter
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Exactamente…
Das ist ein wirklicher sehr guter Beitrag. Gratulation! Mein muss kein grosser Fachspezialist oder ein begnadetes Talent sein, denn kleine, effektive tägliche Routinehandlungen bringen auf Dauer den großen Erfolg hervor.
So ist es 🙂
LG, Walter
Huhu Walter,
ein toller Artikel! 🙂
Ich versuche selber die 1%-Regel jeden Tag umzusetzen. Das erfordert extrem viel Geduld. Ich glaube, ein hohes Durchhaltevermögen ist entscheidend, ob jemand zu den 20% gehört oder nicht.
Ich kenne viele Personen, welche sich ein Projekt vorgenommen hatten und durch „dubiose“ Gründe es nicht fortführten. Wenn ich die Personen frage, warum sie nicht weiter machen, heißt es dann: „Ich habe kein Talent oder keine Zeit dafür.“
Ich finde das ziemlich schade.
Dazu passt der Spruch ganz gut: „Wer etwas will, findet Wege und wer etwas nicht will, der findet Gründe.“ Es ist eine bewusste Entscheidung (mit Konsequenzen), wenn ich ganz nach oben möchte.
Wie hast du es geschafft 7 Jahre motiviert zu bleiben (bzgl. Schreibsuchti)?
VG
Chabi
Das Tolle am Matthäus-Effekt ist ja, dass man immer wieder kleine Erfolge erlebt, die dich dann noch mehr und weiter motivieren.
Wenn man gar nicht vorankommt, dann demotiviert das (negative Spirale).
Da ich gesehen habe, dass es langsam, aber sicher, bergauf geht, habe ich immer weiter gemacht.
Dazu werde ich noch einen Artikel schreiben: Trust the Process, don’t Rush the Process.
LG, Walter
Hi Walter,
sehr inspirierende Worte. Dein Beitrag hat mich weiter in meinem Weg bestärkt. Danke, dass du diese Idee mit uns geteilt hast.
Denke, das wichtigste ist, sich immer wieder daran zu erinnern, wofür man es macht. Sonst kommen einen die kleinen Handlungen zu unbedeutend vor und man lässt sie irgendwann doch bleiben. Merke das manchmal, wenn ich Phasen habe, in denen ich wochenlang kaum etwas lese und auch nichts Neues lerne. Dann wieder anzufangen ist viel schwieriger als es einfach durchzuziehen.
„Täglich ein bisschen besser zu werden“ ist ein wundervolles Ziel. Vielleicht hänge ich es mir über den Schreibtisch, um mich daran zu erinnern.
Alles Liebe
Janina
Hey, wer lacht und locker bleibt, erreicht die besten Ergebnisse, konnte ich schon oft beobachten. Man sollte schon etwas tun, was man liebt und für das, wofür man eine gewisse Leidenschaft hat.
Wenn das nicht vorhanden ist, dann steckt man nur sinnlos Arbeit rein und die Menschen merken das und dann braucht man sich nicht zu wunderb, wenn keiner kauft.