Ich bin freiwillig die 12 km bei Mud Masters gelaufen. Mud Musters ist ein Hindernislauf voller Matsch, Wasser und Hügeln. Ich habe 70 Euro gezahlt, um mich zu quälen. Warum?
Ob es sich gelohnt hat, was ich gelernt habe und wie ich mich vorbereitet habe, das erfahrt ihr hier.
„Warum tust du so etwas?“, ist wohl die häufigste Frage, die ich zu hören bekomme. Warum zahlst du Geld, um durch Schlamm zu kriechen? Menschen zahlen Geld, um es einfach im Leben zu haben, ich zahle, damit man mir Sandsäcke, Matsch und Steine in den Weg legt.
Warum?
Ganz einfach: Ich will wachsen.
Als Mensch, als Persönlichkeit, als Sportler.
Und du wächst als Mensch nicht, wenn du auf der Couch liegst. Du wächst, wenn du Probleme löst. Wenn du Hindernisse überwindest.
Und wenn es keine Hindernisse gibt? Dann erschaffst du dir welche.
Letzten Sommer bin ich den Halbmarathon in Köln gelaufen. Niemand hat mich gezwungen. Niemand hat mich bezahlt. Und trotzdem habe ich mich bei 35 Grad Hitze durch die 21,1 km gequält.
Warum?
Um zu wachsen.
Viele Menschen sind wie Kühe
Zu viele Menschen sind wie Kühe: Sie tun 40 Jahre lang dasselbe und werden eines Tages geschlachtet.
Sprich: Sie arbeiten 40 Jahre in einem gehassten Job, tun jeden Tag dasselbe und bekommen dann am Ende eine Rente, von der sie kaum leben können.
Wobei, vielleicht sind Kühe sogar besser dran…
Ich will nicht so enden.
Deshalb habe ich meinen Juristenjob an den Nagel gehängt. Deshalb lebe ich meine Leidenschaft. Deshalb laufe ich Hindernisläufe.
Ich brauche Herausforderungen in meinem Leben, um mich lebendig zu fühlen.
So war mein Mud Masters Lauf
Da wir das geklärt haben. Nun zu meinen Erfahrungen beim Mud Masters Lauf 2017.
Ich kann den gesamten Lauf in zwei Worte fassen: zu leicht.

„Was? Zu leicht? Aber soll man da nicht an seine Grenzen gehen?“
Ja, Mud Masters treibt bestimmt viele Menschen an ihre Grenzen. Für viele ist es eine echte Herausforderung. Manche verrecken förmlich auf der Strecke.
Für mich (und meine Freunde) war der Lauf allerdings zu leicht (Das siehst du an meinem Lächeln beim Zieleinlauf auf dem Foto). Im Nachhinein hätte ich mindestens die 18 km wählen sollen. Doch ich glaube auch das wäre nicht viel schwerer gewesen.
Warum?
Weil Mud Masters für „normale“ Menschen gedacht ist. Für Menschen, die wenig Sport treiben. Es ist ein Event für Groß und Klein, für Dick und Dünn, für den Ottonormalverbraucher.
Klar, ich verstehe den Veranstalter. Man möchte so viele Menschen wie möglich erreichen und nicht nur die Sportmonster. Ich bin selbst Unternehmer und verstehe das gut, denn schließlich muss es sich auch rechnen.
Doch für Sportliche ist Mud Masters (12 km) keine Herausforderung. Da sollte man mindestens zur 18 km oder zur 42 km Variante greifen.
3 Gründe, warum sich Mud Masters gelohnt hat
Ich war deshalb etwas enttäuscht. Die Strecke war viel zu schnell zu Ende und kein Hindernis hat mich an meine Grenzen getrieben.
Trotzdem hat sich Mud Masters gelohnt. Aus folgenden Gründen:
1) Erfahrung
Ich bin zwar nicht an meine Grenzen gekommen, aber eine Überwindung war es trotzdem. Das gruseligste Hindernis war übrigens die Falltür:
Nach diesem Sturz ins kalte Wasser bekommst du fast einen Herzinfarkt weil das Wasser so kalt ist. Die Beinmuskeln ziehen sich zusammen. Viele schaffen es nicht mehr zu schwimmen. Daher die Rettungsschwimmer, die dir aus dem Wasser helfen.
2) Gemeinschaft
Der Zusammenhalt auf dem Event ist einfach grandios. Jeder hilft jedem. Fremde Menschen helfen dir über die Hindernisse – und du hilfst anderen Menschen, die du nicht kennst. Wieso ist es im echten Leben nicht so?
3) Erfolg
Durch die Ziellinie erfüllt jeden Läufer mit Stolz, das er etwas geschafft hat. Dass er nicht zuhause Pommes mit Schnitzel auf dem Sofa genießt, sondern freiwillig in den Dreck zieht. Es ist das Gefühl von Wachstum.
Wie ich mich auf Mud Masters vorbereitet habe
Eine Sache habe ich gelernt: Wenn du 120 % beim Training gibst, dann brauchst du auf dem Event nur 80 % zu geben.
Mit anderen Worten: Ich habe so hart trainiert, dass der Lauf mir zu einfach vorkam.
Es ist aber nicht nur im Sport so, sondern überall.
Als ich noch Jurist war, sagte mir ein Anwalt: „Wenn du dich einfach nur auf den Prozess vorbereitest, dann gewinnst du. Denn die meisten Anwälte kommen unvorbereitet.“
So ist es im Leben. Der kleine Teil, der sich vorbereitet, der gewinnt. Immer.
Gelegenheiten gibt es immer. Aber es gibt nicht immer vorbereitete Menschen. Klick um zu TweetenMein Training sah so aus:
3 km laufen. 30 bis 40 Minuten High Intensity Intervall Training. 3 km zurück laufen.
Insgesamt war mein Training nicht sehr lang, aber es war sehr intensiv. Teilweise musste ich fast kotzen. Mir wurde oft schwarz vor Augen, weil mein Kreislauf nicht mitspielte.
Dieses Gefühl hatte ich bei Mud Masters nicht – Gott sei dank.
Warum? Weil ich beim Training 120 % gegeben hatte.
Die Lektion für dich? Trainiere immer zu 120 %. Nicht nur deinen Körper, sondern auch deinen Verstand.
Was ich bei Mud Masters gelernt habe
Mud Masters hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die 70 Euro waren es wert. Mir hat der Hindernislauf so viel Spaß gemacht, dass ich mich direkt für den nächsten angemeldet habe: das Spartan Race hier in Duisburg.
Hier meine wichtigsten Erkenntnisse. Nicht nur für Sportler. Sondern allgemeine Lebensweisheiten, die mich der Lauf gelehrt hat:
– Vorbereitung ist alles.
– Gib niemals auf.
– Abenteuer machen dich lebendig.
Wenn du auch mal bei einem Hindernislauf mitgemacht hast, dann freue ich mich auf deinen Kommentar. Wie fandest du es? Was war das Beste daran? Was fandest du schlecht?
Ich freue mich auf deine Meinung und vielleicht sehen wir uns ja beim nächsten Hindernislauf 😉
Sei großartig,
Dein Walter.
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Super Artikel! Da ich ein Teil des Teams war und mit dir trainierte weiß ich genau was du meinst 😉
Und du hast es genau auf den Punkt getroffen warum es sich lohnt mitzumachen. Ich wurde auch häufig gefragt warum ich das mache und machen habe ich gar nichts davon erzählt, weil ich wusste, dass ich nur auf Unverständnis stoßen werde… Kühe verstehen eben nichts von Abenteuern ;-D
Mir war es wichtig Ängste zu überwinden und etwas zu machen, was ich mir eigentlich nicht zutraue. Meine mentalen Grenzen brechen – und es hat geklappt!
Genau das ist es: Ängste überwinden, neue Grenzen erreichen 🙂
Und wer weiß: Manche Küchen können sich auch bekehren und zum Adler werden 😉
LG, Walter
Hey Walter „Tough Mudder Brother “ 🙂
ich hatte mich schon vor Monaten für ein Event Mitte September angemeldet. Dein Artikel entspannt mich sehr und steigert gleichzeitig die Vorfreude 🙂 . . . Es scheint, als könnte ich meinen noch in Arbeit befindlichen Trainingsplan . . . . mit mind. 3kg Gewicht mehr laufen . . . Intervalltraining . . . Klettern etc. spielerischer angehen als gedacht. Nach 3 Marathon-Finishs und etlichen anderen Wettkämpfen kann ich der Schlammschlacht – auch als einzige Frau im Team – wohl doch gelassener entgegen sehen als gedacht und das Wesentliche in den Fokus rücken: Spaß und Spiel <3
Hi Regine,
In der Tat. Wenn man sich gut vorbereitet hat, dann macht es wirklich Spaß. Vor allem, wenn man noch Kraft hat, anderen zu helfen 😉
Viel Spaß beim Tough Mudder 🙂
LG, Walter
Hey Walter,
herzlichen Glückwunsch. Ich habe bereits schon mehrere verschiedene Hindernisläufe absolviert. Dabei bin ich immer auf der Suche nach den eigenen Grenzen gewesen und wollte etwas neues erleben und erreichen. Für mich galt es mit einem Marathonlauf eine neue Unbekannte zu erforschen. Mittlerweile habe ich zwei davon bezwungen und dieses Jahr mein Ziel von unter 4h auf dem Rennsteiglauf geknackt. Sehen wir uns nächstes Jahr dort?
Liebe Grüße
Kevin
Hi Kevin,
Wow, Respekt. Nachdem ich mich auf dem Halbmarathon gequält habe, weiß ich, wie hart ein Marathon sein muss – naja ehrlich gesagt kann ich es mir nicht vorstellen 🙂 Diese Schmerzen 🙁
Aber ich bewege mich dahin. Ich habe eine Bucket List und da steht ein Marathon drauf. Aber wahrscheinlich sehen wir uns nicht beim Rennsteiglauf. Als Duisburger werde ich wohl hier den Ruhrmarathon laufen 🙂
Dir viel Erfolg beim Wachsen – körperlich wie geistig 😉
LG, Walter
Ich fand in einem anderen Beitrag das Bild mit dem Autopiloten, der einen durch die Alltagsroutinen führt, sehr gelungen. Dieser Beitrag hier schließt daran gut an. Sehr gut ist das Bild, dass man auf der Couch nicht persönlich wachsen kann und irgendwann, nachdem man als Kuh viel gegrast hat, geschlachtet wird. … und das war es dann.
Dass macht einen sehr traurig und der Wunsch entsteht, jetzt doch mal von der Couch aufzustehen, den Autopiloten abzuschalten und mit Leidenschaft (nicht mit Disziplin) Hindernisse aus dem Weg zu räumen, um sich die eigenen Wünsche zu erfüllen … bevor man als Kuh geschlachtet wird.
Hallo Peter,
Danke für dein Lob.
Ich war selbst mal so eine Kuh, deshalb kann ich das gut verstehen. Ich bin zwar noch nicht ganz ein Adler, aber ich lerne meine Grenzen zu erweitern. Im Moment sehe ich mich wohl als Kuh mit Flügeln 😉
Viel Erfolg beim Träumen.
Walter
Die Falltür fetzt. Das muss ja sehr viel Adrenalin bringen! Weiß nicht, ob ich mich das trauen würde.
Ein wichtiger Aspekt für das Glücksempfinden bei solchen Herausforderungen wie dieser ist sicher auch die Tatsache, dass sie an der frischen Luft stattfinden und du mit der Erde (Mutter Erde, haha) in Berührung kommst.
Mich erinnert es an Pierre aus Krieg und Frieden, der neidisch auf die Soldaten war, die aufs Schlachtfeld rennen konnten, draußen lebten, eine Aufgabe hatten, während er als reicher Graf mit all seinem Komfort einfach nur unglücklich war.
Sein glücklichster Moment (wenn ich mich richtig erinnere) ist als Kriegsgefangener eines Morgens, als er ausgehungert an einem trockenen Stück Brot knabbert und die Sonne aufgehen sieht.
Vielleicht brauchen wir diese „künstlichen“ Herausforderungen, weil wir intuitiv spüren, dass der Komfort uns nicht gut tut.
Schön, dass du dieses Erlebnis mit uns geteilt hast, Walter.
Liebe Grüße
Elisa
Hi Elis,
Genau darüber habe ich letztens in unserer Gemeinde gesprochen. Der Feind unserer „reichen“ Gesellschaft ist nicht mehr Hunger und Not – so wie bei unseren Vorfahren – sondern der Komfort und die Gleichförmigkeit.
Einer meiner glücklichsten Momente war, als ich nach 30 km wandern ein Ravioli aus der Dose essen durfte. Warm! 😀
LG, Walter